Tagesfahrt in den Teutoburger Wald,

Do, 07.10.2021 / Christa Schäffer (Wandern)
Andächtige Zuhörer | © KSV Baunatal e.V. | Wandern | ©2021
Andächtige Zuhörer
Das Rollator-Geschwader | © KSV Baunatal e.V. | Wandern | ©2021
Das Rollator-Geschwader
Geschichtsunterricht | © KSV Baunatal e.V. | Wandern | ©2021
Geschichtsunterricht
Unsere Führung | © KSV Baunatal e.V. | Wandern ©2021
Unsere Führung

eine Reise in die Vergangenheit zu Hermann dem Cherusker.

Eigentlich wollten wir die Fahrt schon letztes Jahr im Juni unternehmen, aber Corona wollte das nicht. So gab es am 30. 9.2021 einen zweiten Anlauf.

Pünktlich um 8,00 Uhr wurden die ersten Teilnehmer am Hauptfriedhof in Kirchbauna abgeholt und danach zügig an den anderen Sammelpunkten. Die Fahrzeit war mit 2 Stunden knapp bemessen und wir mussten zwar nicht im Stau stehen, aber lange sehr, sehr langsam fahren in einer endlosen Baustelle. Etwas Verspätung war vorprogrammiert.

Endlich angekommen, wurden wir von 3 netten Gästeführern in Empfang genommen. Die 4 Rolls-roys-fahrer und anderen Gehbehinderten wurden von Frau Kotsch, einer gebürtigen Französin übernommen. Sie führte uns einen leicht ansteigenden Weg unter Kastanienbäumen – mit Sammeleffekt – auf die Höhe zum imposanten Hermannsdenkmal. Eigentlich müsste es Arminiusdenkmal heißen, aber aus Arminius, dem Heermann ist irgendwann Hermann geworden und geblieben. Arminius, Sohn des besiegten Etruskerfürsten Verxingetorix wurde als Kind von den Römern entführt, in Rom adoptiert und zu einem Heerführer ausgebildet. So hoffte man die vielen germanischen Raubzüge ins Römergebiet zu verhindern. Auf dem Weg sich 9 n. Chr. nach England hin weiter auszubreiten, kam das Heer dann bis in die Gegend des Teutoburger Waldes. Als Arminius sah, wie sein Volk unter den Römern leiden musste, wechselte er die Seiten. Da er wusste, dass das röm. Heer im normalen Kampf nicht zu besiegen war, lockte er die Römer in einen unwegsamen Wald, wo sie einzeln zur leichten Beute werden konnten. Den Kopf des Anführers der Legion, Quintilius Varus, schickte man nach Rom, was Kaiser Augustus nicht gefiel. „Varus gib mir meine Legionen wieder!“  Soll er gerufen haben. So wurde der Norden Germaniens kein röm. Gebiet. Doch dem Arminius hat man es nicht gedankt. 21 n.Chr. wurde er ermordet. Seine schwangere Frau Tusnelda vom eigenen Vater entführt, wurde in Rom als Sklavin gehalten.

Als 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig Napoleons Herrschaft in Deutschland beendet wurde, machte sich in den vielen kleinen Reichen in Deutschland ein großes Nationalgefühl breit, inspirierte auch den Künstler und Architekten Ernst von Bandel. Er wollte etwas Großes zur Erinnerung schaffen. Die Franzosen waren plötzlich die neuen „Römer“, der Erzfeind, und Bismarck strebte danach mit Wilhelm I als Kaiser über alle deutschen Kleinstaaten eine Einheit zu schaffen, was ihm mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages in Versailles auch gelang. Bandel plante etwas ganz Großes. Er sammelte Geld, und baute den riesigen Sandsteinsockel hoch oben im Teutoburger Wald. Doch dann war das Geld alle und erst nach 30 Jahren, 1862 konnte weiter gebaut werden und 1875 stand auch der Hermann hoch oben auf dem Sockel. Von Bandel war pleite, lebte in einer kleinen Holzhütte neben dem Denkmal und starb kurz nach der feierlichen Einweihung durch den Kaiser.

Heute steht das Denkmal als Mahnmal für den Frieden, für Völkerverständigung und Internationalität, für ein Europa der Menschen.

Es war ein überwältigender Vormittag mit viel Geschichtsunterricht, Sonnenschein und eisigem Wind. Da war die Mittagspause in Detmolds Fußgängermeile ein sehr willkommener Tagespunkt.

Die Externsteine, der zweite Teil des Tagesausflugs in den Teutoburger Wald.

Um 15,00 Uhr erwarteten uns die Gästeführer am Infozentrum. Waren wir am Vormittag ca. 2000 Jahre zurück in die Geschichte eingetaucht, waren es jetzt rund 70 Millionen Jahre. Zu diesem Zeitpunkt etwa, der Unterkreidezeit, wurden die Sandsteinplatten  durch Erdverwerfung und andere Naturerscheinungen in die Höhe aufgefaltet, sind so bis heute zu einem gewaltigen Natur- und Kulturdenkmal geworden. Die in späteren Zeiten von Menschenhand geschaffenen Höhlen und Steinstufen geben bis heute Rätsel auf über die Bedeutung.

Die Nazis wollten mit Gewalt Beweise finden, dass dort eine heidnische Kultstätte zu finden war, ein Heiligtum, die Irminsul. Himmler ließ zwei Jahre lang vergeblich enorme Grabungen durchführen, hat diese persönlich überwacht – aber außer Spesen nix gewesen.

Eindeutig erkennbar sind die Zeichen der Mönche. Die Externsteine lagen ungefähr in der Mitte eines langen Wanderweges zwischen zwei Klöstern, ein willkommener Rastplatz. Im Laufe der Jahre wurden etliche Höhlen in den Felsen gehauen, eine im unteren und eine ganz oben in der Spitze mit je einem Felsenaltar versehen, entstanden Treppen, um die Höhenunterschiede leichter zu bewältigen. An der Wand neben der unteren Kapelle entstand ein in den Felsen gearbeitetes Relief der Grablegung Christi. Über dem Kreuz schwebt der Herrgott und überwacht alles, Sonne und Mond sind verhüllt, (denn in der Bibel steht, dass die Sonne sich verdunkelte als Jesus stirbt.) Nikodemus und Josef von Arimathia nehmen im Beisein der trauernden Maria den toten Jesus vom Kreuz. Im unteren Teil sind Adam und Eva von einem Ungeheuer umschlungen, Symbol des Teufels) aber auch der Überwindung der Erbsünde durch Christus‘ Tod. Man schätzt die Entstehung dieses Kunstwerkes auf 1160. Leider hat Maria ihren Kopf und Nikodemus seine Beine im Laufe der Jahrhunderte eingebüßt, sodass es einen großen Zwischenraum zwischen seinem Mantel und dem Stuhl, auf dem er stand, gibt.

Beim Blick in die Höhe zur „Oberen Kirche“, der Felsen soll über 30 m hoch sein, fragt man sich, welche Gläubigen und Priester wohl so hochgekraxelt sind, um einem Gottesdienst beizuwohnen. In beiden Kapellen sind die Stein Altäre nicht mehr vorhanden. In der unteren gibt eine große Vertiefung im Boden Rätsel auf, ob sie mit Wasser gefüllt als Taufbecken diente oder als Feuerstelle, wahrscheinlich im Laufe der Zeit beides. Die untere Höhle hat auch als Versteck für Verfolgte, als Unterschlupf für Räuber, gedient und als Unterkunft für Wohnungslose. Heute jedenfalls sind die diversen Höhlen, das offene Felsgrab in einer Rundbogennische, ein erstaunliches Denkmal mittelalterlicher Handwerkskunst. Heute, wo nichts mehr ohne Maschinen geht, kaum vorstellbar.

Nach dieser zweiten, sehr interessanten Führung, haben wir uns von unseren Gästeführern verabschiedet und sind zu unserem letzten Tagespunkt übergegangen: dem gemeinsamen Essen beim Felsenwirt. Dieses Restaurant hat wirklich überrascht mit kompetenter Bedienung, hervorragendem Essen und Getränken. Ein gelungener Abschluss eines wunderbaren Ausflugtages.

Die Rückfahrt verlief flotter als die Hinfahrt, sodass gegen 20,00 Uhr alle wieder gesund und zufrieden zu Hause waren.



Zurück